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Newsletter vom 22. Dezember 2023
Frohe Feiertage Euch allen! Hoffentlich kommt Ihr ein wenig zur Ruhe und könnt dann entspannt ins neue Jahr rutschen! Dies ist der letzte Kinderfilm-Newsletter für dieses Jahr, 2024 geht es dann weiter: Ich brauche jetzt auch dringend eine Pause.
Am 30. Juni war Crater auf einmal wieder verschwunden. Disney+ hatte das Science-Fiction-Abenteuer gerade mal sieben Wochen vorher auf der Plattform "präsentiert" (also onlinegestellt, wie das heute bei viel zu vielen Filmen passiert: ohne jede Fanfare einfach so einen Film irgendwo anbieten und gucken, was passiert).
Dass Streaming-Plattformen und Mediatheken vor allem Filme immer wieder "depublizieren", also aus ihrem Angebot nehmen, das kommt häufiger vor und hat meist vor allem mit Lizenzen zu tun – die Filme sind für eine Weile gebucht, danach fliegen sie aus dem Angebot oder Abo-Modell. Für die öffentlich-rechtlichen Mediatheken ist das üblich, bei amazon Prime und Netflix hat man sich daran gewöhnt.
Ungewöhnlicher ist das allerdings für Eigenproduktionen der Streamer und/oder Studios – warum sollte eine Lizenz da auslaufen? Und wenn so ein "Original", ein exklusiv für den Streamingdienst produzierter Film, nicht mehr online ist, dann verschwindet er schlichtweg gleich ganz.
Zur großen Unübersichtlichkeit, die die Proliferation stetig neuer und gelegentlich nischiger Streaming-Plattformen bringt, kommt so auch eine große Unsicherheit, eine künstliche Verknappung, die womöglich Interesse und Nachfrage erzeugen will, wo man auf Marketing weitgehend verzichtet – wer kriegt schon mit, was gerade auf der abonnierten Plattform so an Neuigkeiten zu finden ist?
Wie sollen wir damit umgehen, was bedeutet das nun? Eine klare Antwort habe ich auch nicht, aber einige ausführlichere Gedanken dazu habe ich mir hier beim Filmdienst jedenfalls noch gemacht.
Wer noch Weihnachtsfilme sucht...
... findet hier einige Anregungen, die hoffentlich nicht nur Standardware sind.
Im linearen TV ...
... findet man über Weihnachten natürlich stets reichlich interessante Filme, da wird so einiges gezeigt. Ich habe mal ein paar herausgesucht, die vielleicht interessant sein könnten:
Horton hört ein Hu! (RTL2, 23.12., 9:30 Uhr) Ein Junge namens Weihnacht (VOX, 23.12., 20:15 Uhr)
Paddington 2, einer der wahrscheinlich schönsten Filme des 21. Jahrhunderts überhaupt, läuft auf ZDF neo am 23.12. um 21:45 Uhr und am 24.12. um 15:45 Uhr.
Die ARD zeigt Shaun das Schaf-Filme – am 24.12. um 7:50 Uhr zunächst Es ist ein Schaf entsprungen , am 25.12. um 8:20 Uhr dann Shaun das Schaf – Die Lamas des Farmers.
Der Dauerbrenner Drei Haselnüsse für Aschenbrödel läuft am 24.12. um 13:15 Uhr in der ARD und dann über die nächsten Tage noch sechs weitere Male oder so.
Matilda (Sat1, 24.12., 16:00 Uhr) Kevin - Allein zu Haus (Sat1, 24.12., 20:15 Uhr) Der wunderbare Wiplala (ARD, 25.12., 7:40 Uhr)
Der amerikanische Weihnachtsklassiker Ist das Leben nicht schön? läuft am 25.12. um 20:10 Uhr auf 3sat.
7MAXX zeigt am 26. Dezember Ghibli-Filme, etwa Kikis kleiner Lieferservice um 10:00 Uhr und Das wandelnde Schloss um 15:50 Uhr.
Die Berlinale...
... naht mit Trippelschritten. Die ersten Filme der Kinder- und Jugendfilmsektion Generation sind jetzt angekündigt worden, und ich vorfreue mich schon einmal sehr. Mascha Halberstads neuer Film wird zu sehen sein (ihr Oink war in diesem Jahr eines der Kinderfilm-Highlights), Soleen Yusefs Sieger Sein über eine Mädchenfußball-Mannschaft im Wedding klingt vielversprechend (ich hatte ja gerade von Forever auf Netflix geschwärmt, hier meine Besprechung dazu). Mit Disco Afrika: Eine madagassische Geschichte ist der erste Film aus Madagascar im Berlinale-Programm überhaupt vertreten. Hier gibt es die ganze News zum Festival.
Frisch gesehen ...
... habe ich Little Fugitive, jetzt frisch, beziehungsweise genauer: nach siebzig Jahren wieder im Kino. Im Februar lief der Film aus dem Jahr 1953 in der Retrospektive der Berlinale, weniger ein Kinderfilm als inzwischen ein leuchtender Punkt in der Filmgeschichte der Kindheit: Ein Siebenjähriger mit dem Reichtum von sechs Dollar in der Tasche stromert durch Coney Island, Vergnügungspark und Strandparadies, erprobt sich am Bällewerfen und Ponyreiten, sammelt irgendwann Pfandflaschen fürs Geld. Anderthalb Tage offener Blick auf die amerikanische Gegenwart, mit einer damals revolutionären Handkamera gefilmt – der Film von Ray Ashley, Morris Engel und Ruth Orkin gilt heute als Vorläufer der Nouvelle Vague.
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Streaming-Tipp für die Kinder
„Keinen Weihnachtsbaum, keine Milch, keine Pfefferkuchen, keine Sülze, keine Fleischbällchen…“ Es sieht nicht gut aus fürs Weihnachtsfest, findet Findus, in diesem Jahr scheint alles schiefzugehen. Wird aber noch, keine Sorge: Am Ende gar das schönste Weihnachten überhaupt.
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Streaming-Tipp für die Eltern
Erst vor einigen Wochen haben wir in Frankfurt eine Ausstellung sehen können, in der es unter anderem um den Mechanismus von Antikythera ging – als ein Beispiel unter vielen dafür, wie weit Wissenschaft und Technik in der Antike schon waren, wie viel vergessen wurde in den Jahrhunderten danach. Der fünfte Indiana Jones-Film thematisiert das natürlich ganz und gar unhistorisch und als großes Quatsch-Abenteuer, aber für all jene Eltern, die nicht vergessen haben, wie absurd (und stellenweise problematisch) diese trashigen Abenteuer schon seinerzeit waren, ist dieser Film nun angenehm nostalgisch und dank Phoebe Waller-Bridge auch angenehm zeitgenössisch.
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Aktuell im Kino
NEU ab 28. Dezember: Wer bist du, Mama Muh? (FSK 0, empfohlen ab 5 Jahren): Aus Mama Muhs Interesse an Bühne, Spiel und Muh-sical entspinnt sich dann in kleinen Episoden ein eher grundsätzliches, großes Drama von Schuld und Verantwortung, das in einem kleinen Weihnachtswunder endet. Bezaubernd reduzierter Animationsfilm mit altergemäß großen Themen. (Verleih: Wild Bunch)
NEU: Little Fugitive (FSK 6, empfohlen ab 8 Jahren): Ein offener, mutiger Blick auf Kindheit aus den 1950er Jahren – jetzt im Original mit Untertiteln wieder im Kino. Mehr zum Film weiter oben im Text. (Verleih: Rapid Eye Movies)
NEU: Raus aus dem Teich (FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren): Eine Stockentenfamilie muss ihre vertraute Heimat verlassen, das sorgt für Abenteuer. Der Animationsfilm aus dem Minions-Filmstudio könnte wahrscheinlich mehr, aber Kollege Christopher Diekhaus sah einen "hübsch anzuschauenden Film mit eindimensionalen Charakteren und einer Story, die sich irgendwann in willkürlichem Actionquatsch verliert." (Verleih: Universal Pictures)
Wow! Nachricht aus dem All (FSK 0, empfohlen ab 10 Jahren): Zwei sehr aufgeweckte Kinder bauen sich ein Radioteleskop für den Schrottplatzgebrauch, empfangen ein geheimnisvolles Signal und schmuggeln sich zum Start der nächsten ESA-Rakete, in der sie dann prompt auch versehentlich ins All fliegen – dieses deutsche Sci-Fi-Abenteuer will die Skepsis der Zuschauer_innen ob der Handlungs- und Logiklöcher durch viel Charme überwinden, leider klappt das nicht vollständig. (Verleih: Constantin)
Wonka (FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren): Paul King, Regisseur der Paddington-Filme, erzählt die Vorgeschichte von Willy Wonka, dem von Roald Dahl erdachten Besitzer jener mysteriösen Schokoladenfabrik. Während die britische Presse insgesamt angetan zu sein scheint, sind deutsche Kritiker_innen skeptischer; Sidney Schering sah ein "in Bonbonfarben gehülltes Musical" und vermisst die "harsche Note bitteren Humors", die Dahls Bücher auszeichnet. Er bedauert, "unter der kunterbunten Oberfläche [verberge] sich [...] wenig, das denkwürdig wäre". (Verleih: Warner Bros.)
Wish (FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren): Disneys Jubiläums-Weihnachtsfilm wurde mit viel Aufwand angekündigt, Kollegin Bianka Piringer kam eher ambivalent aus dem Kino: "Das Erzähltempo ist flott und die verschiedenen Märchenmotive werden wie Versatzstücke munter zusammengewürfelt. Gute und böse Zauberei, Sternenstaub und Versteckspiel im Königsschloss münden in einen actionreichen Machtkampf [...]. Beliebte Zutaten animierter Disneyfilme wie Herz und Humor streut diese Geschichte eher flüchtig, im Vorbeigehen, ein. [...] Aber das leicht konsumierbare Werk hat auch seine Reize, und die liegen vor allem in der visuellen Gestaltung." (Verleih: Disney)
Kit & Antoinette und der magische Himbeerhut (FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren): Ein kroatischer Animationsfilm, am Computer entstanden, leider noch eine Seltenheit. Die Fabel von fauler Grille und fleißiger Ameise bekommt eine neue Drehung, mehr als Anekdote zur Vernichtung der Arbeitsmoral, dafür sehr brav heteronormativ. Insgesamt trotz flotter Musikstücke ein wenig zu belanglos. (Verleih: Kinostar)
Thabo – Das Nashornabenteuer (FSK 6, empfohlen ab 8 Jahren): Thabo wäre gerne Detektiv, aber es passiert nicht viel um die Community Lodge herum, in der er lebt. Bis eine Nashornmutter ermordet wird, um ihr Horn zu stehlen. Sehr solide, nicht zu spannende Verfilmung des Kinderbuchs von Kirsten Boie. Meine Kollegin Verena hat sich mit Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt über die Entstehung des Films und vieles mehr unterhalten, den Podcast mit dem Interview gibt es hier. (Verleih: Wild Bunch)
🌟 Neue Geschichten vom Pumuckl (FSK 0, empfohlen ab 5 Jahren): Die ersten drei Folgen der neuen Geschichten um den kleinen Kobold wurden zu einem Film fürs Kino vereint. Verena Schmöller war hingerissen: "Dass das Ganze stimmt, liegt zunächst einmal am Drehbuch und am wirklichen Fortsetzen und nicht Wiederholen oder Kopieren der Geschichte. [...] Das ist mal witzig, mal berührend, vor allem aber immer stimmig und ausgestattet mit wunderbaren Dialogen, in denen der Kobold die deutsche Sprache und das Bairische verschwurbelt und Buchstaben herumdreht, reimt und den Eder zum Nachdenken bringt." (Verleih: Constantin)
Die unlangweiligste Schule der Welt (FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren): Eine Schule, in der es nur Regeln und keine Freude gibt: Was für ein Alptraum! Ekrem Ergün setzt den auch farblich hier entsprechend in Szene, braun-grünblau-düster; für eine Faschismus-Metapher ist der Film ein wenig zu flach, aber dafür schön schräg und überdreht. (Verleih: TOBIS)
🌟 Yuku und die Blume des Himalaya (FSK 0, empfohlen ab 6 Jahren): Kinderfilme machen gerne einen großen Bogen darum, sich ernsthaft mit Tod und Trauer auseinanderzusetzen. In diesem Animationsfilm ist er fast Teil des Lebens, der Schnitter Maulwurf kommt zu den Mäusen, aber die kleine Yuku möchte nicht, dass ihre Großmutter ganz ohne Licht mitgehen muss. (Verleih: eksystent)
Trolls 3 – Gemeinsam sind wir stark (FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren): Den ersten Trolls-Film fand ich überraschend superb, der zweite gefiel mir nicht so – darf man für den dritten Teil hoffen? Sidney Schering jedenfalls war trotz einiger Schwächen angetan: "Der rasant erzählte Bilderrausch wird von kreativ-albernem, teils überraschend frechem (aber nie vulgärem) Humor begleitet und von einem Wirbelsturm an Pop-Covern sowie energetischen Medleys befeuert." (Verleih: Little Dream Entertainment)
(Übersicht über aktuelle Kinderfilm-Kinostarts im Blog)
Checker-Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen (FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren): Die Entdeckung der Welt als Schnitzeljagd: Checker-Tobi klettert in die größte Höhle der Welt, reist durch die eiskalte Wüste Gobi und taucht seine Finger in den Amazonas. Gelungene Doku-Fiktion, die man ob der tollen Bilder im Kino sehen sollte. Im Podcast gibt es ein ausführliches Interview mit dem Checker himself. (Verleih: MFA)
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